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PRESSEMITTEILUNG NR: 16

Auf Gottes Fragen zu hören hilft, die Welt mit offenen Augen zu sehen

Antworten zum Hauptreferat von Bischöfin Dr. Margot Kässmann

Winnipeg (Kanada), 24.Juli 2003 - „Es ist sicher richtig, angesichts des Elends in unserer Welt zu fragen: Wo bist du, Gott? Aber für uns Christen und Christinnen ist es noch wichtiger, auf Gottes Fragen an uns zu hören!" lautete das Fazit von Bischof Dr. Wesley Kigasung von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Papua-Neuguineas am 24. Juli in seiner Antwort auf das Hauptreferat, das Dr. Margot Kässmann, Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, am Vortag im Plenum der Zehnten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Winnipeg gehalten hatte.

Der Hauptaspekt des Kässmann-Referates sei seiner Meinung nach, die Aufmerksamkeit auf die Wunden und Schmerzensschreie der Menschen zu lenken und ihnen die Notwendigkeit und Hoffnung auf Heilung und Versöhnung zu geben. Wichtig sei es daher, zuerst zu hören. Schon in der Schöpfungsgeschichte tauchten wichtige Fragen Gottes an uns Menschen auf: „Adam, wo bist du?" als Frage nach dem Grund des Leidens, „Wo ist dein Bruder?" und „Was hast du getan?" nach dem Brudermord als Fragen nach der Verantwortung der Menschen füreinander. Auf Gottes Fragen zu hören helfe, die Welt wieder mit offenen Augen zu sehen, sagte Kigasung. Das Kreuz als Erfahrung im Leben anzunehmen, könne Mut machen, sie auch in einer Welt zum Ausdruck zu bringen, die vom Schrei der Wunden erfüllt sei. Durch das Hören auf Gottes Wort und das Mitwirken an Heilung der Welt könnten sie ihre Beziehung zu Gott bewahren. Daraus folgt für Kigasung – in Übereinstimmung mit Kässmann - klar die Notwendigkeit, dass sich ChristInnen in der Welt engagieren müssen.

Virginia Iváñez de Neyeloff von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Venezuela berichtete über die Geschichte und die aktuelle Situation ihres Landes. Die Wunden der Kolonialisierung durch SpanierInnen und PortugiesInnen seien nie wirklich verheilt, aktuelle Sozialprobleme wie z.B. die anhaltende Diskriminierung der indigenen Völker und der Nachkommen afrikanischer SklavInnen und die fehlende Mittelschicht seien ebenso darauf zurück zu führen wie auch die wirtschaftlichen Probleme der meisten Länder Lateinamerikas. Staatsverschuldung, Korruption und die hemmungslose Ausbeutung der Umwelt gehörten zu den Wunden, die den Menschen Lateinamerikas geschlagen wurden.

Heilung könne auf sehr konkreten Gebieten beginnen: z.B. durch die konsequente Bearbeitung des LWB-Papiers „Kirchen sagen ‚Nein’ zur Gewalt gegen Frauen" auf allen Ebenen der Kirche, wozu auch die Ordination von Frauen in den Kirchen gehöre. In Fragen der Globalisierung müsse sich die Kirche einmischen und sich auf den Menschen konzentrieren, nicht auf Märkte. Die Förderung von Bildungsmöglichkeiten und das Bewusstmachen der Menschenrechte, der Schutz der Umwelt und der Schuldenerlass seien wichtige Schritte, Wunden zu heilen. „Alles was wir tun können, ist den Tag vorweg zu nehmen, an dem „der gerettet wird, der den Namen des Herrn anruft" (Joel 3,5). (452 Wörter)


Die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. bis 31. Juli 2003 im kanadischen Winnipeg steht unter dem Thema: „Zur Heilung der Welt“. Gastgeberin der Vollversammlung ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK).

An der Zehnten Vollversammlung nehmen rund 820 Personen teil, darunter 380 Delegierte der 133 LWB-Mitgliedskirchen sowie VertreterInnen der drei assoziierten Mitgliedskirchen. Die in der Regel alle sechs Jahre stattfindende LWB-Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des LWB. Zwischen den Vollversammlungen führen der Rat und sein Exekutivkomitee die Geschäfte des LWB.

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